Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften
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Prof. em. Dr. Hubert Glaser
23.12.1928 - 24.06.2019

Es ist nur Wenigen möglich, bis ins hohe Alter große Forschungsprojekte zu leiten und wissenschaftlich tätig zu sein. Meist werden Gestaltungsspielräume mit der Pensionierung eher kleiner, verengen sich Perspektiven. Nicht so bei Hubert Glaser: nach seiner Emeritierung im Jahre 1995 initiierte er am Historischen Seminar ein Editionsunternehmen, das den Briefwechsel zwischen König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze herausgeben sollte. 1998, mit 70 Jahren, konnte er notwendige finanzielle Förderinstitutionen gewinnen, mit 82 Jahren schloss er zu Beginn des Jahres 2011 das Projekt mit neun monumentalen Bänden ab. Nahtlos setzte er ein weiteres Forschungsprojekt in Gang, gewann ein Herausgebergremium und die erforderlichen Fördermittel, um nun auch noch den Briefwechsel zwischen König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner zu edieren. Behutsam zog er sich dann aus der Arbeitsebene zurück und vertraute die Verantwortung mehr und mehr den anderen Herausgebern an. Doch verfolgte er auch noch als 90jähriger genau, wie das Projekt voranschritt, freute sich, als 2017 die ersten Bände erschienen, und hoffte sehr, dass auch diese Edition erfolgreich abgeschlossen werden könne – selbst wenn er zumindest bedachte, diesen Moment vielleicht nicht mehr zu erleben. Am Morgen des 24. Juni 2019 ist Hubert Glaser friedlich in seinem Haus bei Freising verstorben.

Prof. Dr. Hubert Glaser hat von 1949 bis 1953 an der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Geographie studiert. 1957 wurde er, damals bereits Assistent am Historischen Seminar der LMU, promoviert. Nach einem kurzen Intermezzo im Schuldienst folgte 1961 der Ruf an die Pädagogische Hochschule Essen. 1965 erhielt er den Lehrstuhl für Politische Bildung und Didaktik der Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Ruhr, Abteilung Essen. Von 1967 bis 1969 war er Rektor der Hochschule. 1971 kehrte Hubert Glaser nach München zurück, und zwar auf den Lehrstuhl für die Didaktik der Geschichte an der Pädagogischen Hochschule, der später Teil der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität wurde. Bereits in den Essener Jahren war er in Zusammenarbeit mit Max Spindler an der Konzeption eines Hauses der Bayerischen Geschichte beteiligt gewesen. Demzufolge wurde Hubert Glaser 1973 zum Leiter der vorbereitenden „Arbeitsgruppe Haus der Bayerischen Geschichte“ ernannt und gleichzeitig in den Bayerischen Landesdenkmalrat berufen. Als vorbereitende Maßnahmen für das Museumsprojekt organisierte er 1976 die Ausstellung „Kurfürst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700“, und leitete im Anschluss daran 1980 die Ausstellungstrilogie „Wittelsbach und Bayern“. Ab 1990 war er Mitglied der Sachverständigen-Kommission des Deutschen Historischen Museums in Berlin. 1995 wurde Hubert Glaser emeritiert.

Hubert Glaser war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Seit den 1970er Jahren und bis zu seinem Tod hat er eine große Schar an Mitarbeitenden, Schülern und Studierenden geprägt und ihnen ein vielfältiges, weittragendes, die reine Ebene des wissenschaftlichen Arbeitens verlassendes Fundament für ihr Berufsleben mitgegeben. Er war, wie er noch zehn Tage vor seinem Tode formulierte, neugierig und er liebte es, altgewohntes Wissen zu überprüfen und zu neuen und gelegentlich ungewohnten Erkenntnissen vorzudringen. Das war eine wesentliche Antriebsfeder und erklärt ein Stück weit auch die große wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Spannweite: Forschender und Lehrender, Leitender wegweisender historischer Ausstellungen, Anwalt des historischen Erbes im Denkmalschutz, Didaktiker und Landeshistoriker, Schulbuch-, Rundfunk- und Fernsehautor. Seine Forschungsinteressen reichten auf der synchronen und diachronen Ebene von der mediävistischen Dissertation zu Abt Suger von Saint-Denis zur tiefen Reflexion über Kernfragen der Geschichtsdidaktik bis hin zur Geschichte der Monarchie in Bayern 1806-1918, ohne aber die Geschichte der Heimatstadt Freising je aus dem Blick zu verlieren.

Mit dem Tod der einzigen Tochter 2005 ist wohl der härteste und ihn zutiefst erschütternde persönliche Schlag in seinem Leben benannt. Aber er hat sich doch nicht aufgegeben, sondern seine ganze Kraft in das energische Vorantreiben seiner wissenschaftlichen Projekte gelegt. Dankbar blicken die Mitarbeitenden, Schülerinnen und Schüler, die er über Jahrzehnte hinweg begleitet hat, auf die starke Persönlichkeit und das große Werk Hubert Glasers.

Die Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften wird Hubert Glaser ein ehrendes Andenken erhalten. (hp)


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